São Paulo
16 03 201101.03.2011, Tag 147
Zum letzten Monatwechsel erreiche ich mit zwei Stunden Verspätung um halb neun morgens Sao Paulo, mit 19 Millionen Einwohnern, die grösste Stadt Brasiliens, Südamerikas und der Südhalbkugel. Vor der Stadt sieht man schon etliche Slums und auch auf dem weiteren Weg folgt nichts was mich zum bleiben bewegen könnte. Daher geht es auch direkt zum Ticketschalter, der einzigen Busgesellschaft, die das historische Strandörtchen Paraty anfährt was mein letzter Stopp auf dem Weg nach Rio sein soll. Da wir so spät dran sind ist der erste Bus schon weg, der nächste um 12.00 Uhr ausgebucht und so besteht nur noch die Möglichkeit um 16.00 Uhr zu fahren. Na toll denke ich, denn das heisst das ich insgesamt rund 30 Stunden unterwegs bin und eigentlich will ich nun nur ein Bett… Aber ich schlucke die bittere Pille, schliesse meinen Rucksack ein und fahre in die Stadt, nachdem die Dame an der Touristeninfo nicht gewillt war mir etwas von der berühmten brasilianischen Gastfreundschaft zu zeigen.
Die Plaza Sé bildet das Zentrum und wird von der sehenswerten Kathedrale überragt. Mal etwas anderes ist auch der Fussgängerüberweg in Form eines Viadukts und die vielen alten VW-Busse, die hier sogar von der Polizei gefahren werden. Das ist dann aber auch fast schon alles was mir in diesem Grossstadtmoloch zusagt. Besonders auffallend und in meinem Fall auch nervig sind die vielen Obdachlosen, die überall in der Stadt herumlungern und wenn sie einen Touristen erblicken auf diesen zustürmen und mit irgendetwas zutexten wollen. Ich setze einen “bösen Blick“ auf und mache eine abwehrende Geste mit der Hand sobald wieder einer zielgerichtet auf mich zuläuft. Doch das scheint die Jungs nichts abzuschrecken und der Stadtrundgang wird zu einem echten Spiessroutenlauf. Ich überlege schon, ob ich nicht aus der flach ausgestreckten Hand eine Faust machen und den nächsten “dagegen laufen“ lassen soll, so gestresst bin ich nach ein paar Stunden irgendwannn. Und das nachdem mich sämtliche Händler und Taxifahrer Südamerikas nicht aus der Ruhe bringen konnten… Aufgrund der zahlenmässigen Unterlegenheit verwerfe ich dieses Vorhaben doch dann wieder. Ich wundere mich aber trotzdem, dass ich gerade hier so stark aufzufallen scheine, denn 55 % der Brasilianer sind hellhäutig. Damit muss ich dann leider auch mal den im Fussball gern benutzen Ausdruck “weisser Brasilianer“ in Frage stellen, denn davon gibt es mehr als von allen anderen Rassen. Auf jeden Fall bin ich doch etwas genervt und daher mache ich etwas, was ich immer mache, wenn meine Laune zu schwanken beginnt, ich gehe zu McDonalds. Das wirkt wie bei anderen Leuten Schokolade essen 😉
Nach 8 Stunden habe ich dann deutlich genug von der Stadt und bin froh in den Bus zu steigen. Dort lerne ich Astrid kennen und so werden die letzten 6,5 Stunden dieses Mammut-Trips recht kurzweilig. Da ich kein Hostel reserviert habe versuchen wir in ihrem noch ein Bett zu bekommen, aber ohne Erfolg. Nach langem Suchen werde ich dann gegen 1.00 Uhr Nachts fündig, 32 Stunden nachdem ich vom Hostel in Floripa aufgebrochen bin. Ich hoffe Paraty ist diese Reisestrapazen wert…